Neuigkeiten


Hallo Bernhard,
In Ssama kümmern wir uns neben den 67 Waisenkinder auch um 80 Familien. Die meist alten Frauen und Männer sind arm. Die Waisenkinder sind in 32 Familien mit Kindern am Dorfrand untergebracht. Jede Familie hat einen Garten und kann einen Teil der benötigten Lebensmittel wie Mais, Bohnen und Kochbananen anbauen. Der Regen, Anfang des Jahres, versprach eine gute Ernte, doch ein Großteil der Ernte ist durch weitere starke Regenfälle verdorben.
Da seit dem Shutdown Schulen, Kirchen und andere Institutionen geschlossen sind, ist die Versorgung mit Lebensmitteln nicht mehr gegeben. Die Regierung hat ein Programm zur Verteilung von Lebensmitteln eingeleitet. Der Prozess ist langwierig und man ist in Kampala begonnen, so bleiben für die Dorfbewohner nicht genügend Lebensmittel über.
Das Militär verhindert Demonstrationen gegen eine ungerechte Verteilung. Hungernde gehen trotz der Sperre auf die Suche nach Lebensmitteln und werden vom Militär vertrieben.
Deshalb ist es unsere Bitte an Sie, liebe Freunde, unser dringendes Bedürfnis in dieser Quarantäne zu berücksichtigen und zu helfen.
Wir sind Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns in dieser Situation helfen können. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen, während ich bete, dass uns geholfen wird.
Fr. Edward Ssonko,
Ssama Dorf-Uganda.
Liebe Kaibiganfreunde!
Besonders in Zeiten großer Verunsicherung und Einschränkung des sozialen Lebens sind zwischenmenschliche Beziehungen und Vertrauen wichtige Anker.
Das Coronavirus trifft die Armen auf den Philippinen und weltweit hart, besonders die Menschen, die auf der Straße leben. Ungezügelter Bauboom hat auf den Philippinen viele Slumgebiete zerstört und viele Tausend Menschen obdachlos gemacht. Durch die Ausgangssperre sind diese Menschen einmal mehr der Willkür der Polizei ausgesetzt.
Was für die Verbreitung der Tuberkulose in den Elendsvierteln gilt, trifft nun auch für die Verbreitung des Coronavirus zu. Die Menschen in den Slums, auf den Müllbergen oder auf der Straße leben eng zusammengepfercht, sodass sich das Coronavirus leicht verbreiten kann. Begünstigt wird die Verbreitung des Virus durch mangelnde hygienische Bedingungen.
Seit 12 Jahren unterstützt die Straßenkinderhilfe Kaibigan Philippinen e. V. die Sozialarbeit von Pater Heinz Kulüke SVD (Steyler Missionar) in Cebu – City. Die Worte von Pater Heinz verdeutlichen die dramatische Lebenssituation, in der sich die Armen seit der Coronakrise befinden:
„In meinen über dreissig Jahren auf den Philippinen habe ich das Wort “Hunger” noch nie so häufig gehört wie in den letzten Tagen. Durch die Abriegelung ist das öffentliche Leben hier ähnlich wie in vielen anderen Ländern weltweit zu einem Stillstand gekommen. Viele unserer Schützlinge haben ihre Arbeit als Tagelöhner verloren. Die Armen haben keine Rücklagen und keinerlei Versicherungen, die sie in dieser Krise über Wasser halten könnten.“
Bitte nehmen Sie sich die Zeit für die E-Mail (siehe unten) von Pater Heinz, die ich vor einigen Tagen erhalten habe. Im letzten Absatz seiner E-Mail befindet sich seine KLEINE VIDEO BOSCHAFT, die die schwierige Lebenssituation der Armen beschreibt.
Weitere Informationen über die sozialen Probleme auf den Philippinen und der Arbeit von Pater Heinz Kulüke finden Sie zum Schluss der E-Mail unter dem Link youtube.
Um in der Not den Armen ein zuverlässiger Partner zu sein, möchte ich Sie zur Unterstützung der Arbeit von Pater Heinz Kulüke um eine Spende bitten:
Zahlungsempfänger: Kaibigan e. V.
IBAN: DE73 4286 0003 0244 1483 00
BIC: GENODEM1 BOH – Volksbank Bocholt
Stichwort: Pater Heinz Kulüke
Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest!
Mit herzlichen Grüßen
Josef Schwarz
Email von Pater Heinz vom 03. April 2020
Lieber Josef,
vielen Dank fuer Deine erneute Hilfe. Ich habe mich darueber gefreut.
Wir haben derzeit alle Haende voll mit den Folgen der Coronaviruskrise zu tun. Wir sind erst in der zweiten Woche des Lock-Downs und die Leute in unseren Slums und auf den Strassen haben kaum noch genug Nahrung. Die Regierungsverteilung funktioniert hinten und vorn nicht. Die Situation spitzt sich vielerorts dramatisch zu. Die Ausgangssperre ist bis mindestens Ende April vorgesehen. Wer weiss, was danach kommt?
Hier auf den Philippinen einschliesslich Cebu und in den Slums weltweit werden viele Menschen Hunger leiden, wenn die Krise noch lange anhaelt. Derzeit haben wir in den von uns betreuten Slums ueber 3.000 Familien (etwa 18.000 Menschen und darunter viele Kinder), die Hilfe brauchen und die mit Nahrung versorgt werden müssen. Mit Sondergenehmigungen als Volunteers koennen wir die Slums weiterhin besuchen. Wir koennen die Leute gerade jetzt nicht alleine lassen.
Ich habe eine kleine Video Botschaft <https://drive.google.com/file/d/1KsIUMLSDbaD4RAJEFFYWUplCoFz5Jcig/view?usp=drive_web> verfasst, um die dramatische Situation der Menschen zu verdeutlichen. Es geht uns um die Leute, die ganz einfach Nahrung brauchen. Deren Zahl nimmt drastisch zu. In den letzten 30 Jahren auf den Philippinen habe ich das Wort Hunger noch nie so häufig gehoert, wie in den letzten Tagen.
Nochmals vielen Dank und herzliche Gruesse – Heinz
Father Edward ist als Gründer eines Kindergartens und einer Schule mit angeschlossenen Internat unser Kontakt zum Projekt „Campus in Ssama“ in Uganda. Er leitet und organisiert die Arbeiten im Campus. Er kümmert sich auch um das Nayofa-Projekt, ein landwirtschaftliches Vorhaben zur Ausbildung zum Landwirt.
Die Projekte laufen parallel, daher reiste Edward Anfang März zu einem Workshop der Bauern Ostafrikas in Nairobi. Der Workshop war informativ und sehr aussagekräftig.
Auf dem Heimweg in Uganda musste er in Kisubi anhalten.
Die Regierung kündigte eine Ausgangssperre an. Innerhalb zwanzig Minuten nach der Ankündigung musste die Sperre ausgeführt werden. Keine Chance für Edward nach Ssama zu kommen, denn wer sich widersetzt, wird eingesperrt.
In Uganda sind nur wenige Corona Fälle registriert. Da die Fallzahlen nicht verlässlich gesammelt werden und die Presse von der Ausgangssperre betroffen ist, ist die Dunkelziffer sehr hoch. Die Auflagen für Journalisten ist nun gelockert, doch die Fallzahlen werden weiterhin nicht zuverlässig zusammen getragen.
Alle Schulen in Uganda sind geschlossen, auch Kirchen sind davon betroffen, daher dürfen keine Gottesdienste gefeiert werden. Bildung und Informationen fehlen nun.
Im Projekt wurden bis zur Ausgangssperre die Arbeiten fortgesetzt. Die Kinder wurden mit viel Erfolg unterrichtet. Waisenkinder konnten aufgenommen und versorgt werden. Die Bauarbeiten an den Schlafsälen und am Kindergarten sind glücklicherweise fertiggestellt.
Momentan ist die Küche im Bau und die Vorbereitungen für das kommende Schuljahr haben begonnen.
Am Campus in Ssama ist mit unseren Mitteln eine Krankenstation errichtet worden. Die Abschlussarbeiten sollen zur Zeit durchgeführt werden. Eine Krankenschwester ist nun auch ständig anwesend, für sie wird noch eine passende Unterkunft gebaut. Da die Planungen meistens parallel zu den Bauarbeiten laufen, ändern sich ständig die Strukturen und es muss nachgebessert werden.
Zu unseren Bestrebungen in diesem Jahr gehörte auch der Bau einer Sportanlage. Die Größe des Spielfeldes erstreckt sich über die Grenzen des Grundstücks, daher wird mit dem Nachbarn über den Kauf des Landes verhandelt. Danach wird mit den Arbeiten begonnen.
Die jährlichen Ernten schwanken enorm. In diesem Jahr hat es viel geregnet, es gab sogar zu viel Wasser in den Gärten. Der Verlust an Bohnen, Bananen und Mais war enorm. Nun müssen die Grundnahrungsmittel zugekauft werden.
Erschwerend hat die Regierung viele Lehrer vom Projekt abgezogen. Die von der Regierung versprochenen Gehälter werden für die freien Schulen nicht mehr gezahlt. Die Lehrer verdienen nun zu wenig. Im Gegenzug werden gut bezahlte Stellen an staatlichen Schulen angeboten.
Diese Prozedur ist uns bereits bekannt. So sorgen wir für Nebeneinkünfte der Lehrer und revolvierende Fonds. Die Fonds können aus den Erträgen der Fischteiche, dem Geflügelprojekt und aus den Schweineställen generiert werden.
Im Parallelprojekt Nayofa sollen die Lehrer dazu ausgebildet werden.
Nun ist es aber umgekehrt, denn zwischenzeitlich sind Mitarbeiter vom Nayofa-Projekt als Lehrkräfte eingesprungen. Diese können Englisch, Mathematik, Naturwissenschaften und Sozialkunde unterrichten. Sie machen einen wunderbaren Job.
Es wird immer eine Herausforderung bleiben, wenn die Gehälter nicht gesichert sind.
Bitte unterstützen Sie uns beim Ausbau des Campus in Ssama Uganda und helfen Sie den Kindern, die aus den ärmsten Verhältnissen kommen und auf unsere Hilfe angewiesen sind.
Spendenkonten:
Volksbank Rhein-Lippe eG
IBAN:DE58 3566 0599 1266 1140 24 BIC: GENODED1RLW
Verbands-Sparkasse Wesel
IBAN:DE35 3565 0000 0011 0095 29 BIC: WELADED1WES
Liebe Freunde und Wohltäter in Deutschland, wir möchten Ihnen aus Uganda und insbesondere von den Menschen in Ssama einen herzlichen Gruß aussprechen. Zunächst möchten wir uns für die langjährige Unterstützung bedanken.
Die Arbeit zur Entwicklung von Ssama liegt in der Verantwortung vieler Menschen. Sie helfen uns und wir wissen, dass wir uns selbst helfen müssen. Wir haben also ein Komitee, das sich aus Männern und Frauen in diesem Dorf zusammensetzt. Wir haben regelmäßige Treffen mit diesen Leuten und besprechen Mittel und Wege, um diese Arbeit auszuführen. In jedem Fall ist Ihre Hilfe eine großartige Unterstützung. Vielen Dank.
Das Komitee
Kinder
Die Studentenbevölkerung ist leicht angestiegen. Ende letzten Jahres hatten wir ungefähr 533 registrierte Kinder. In diesem Jahr haben wir über 550 registriert. Nicht alle registrierten Kinder besuchen jeden Tag die Schule. Einige Kinder bleiben zu Hause, um ihren Eltern bei der Hausarbeit zu helfen, Babys zu betreuen oder Vögel von Reisfeldern zu jagen. Einige bleiben zu Hause, weil sie keine guten Kleider für die Schule haben.
Ein großer Teil der Kinder in der Schule stammt aus bedürftigen Familien. Viele dieser Kinder sind krank und brauchen ärztliche Hilfe. Wir haben bereits einige in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht.
Unterernährung, Malaria und mangelnde Hygiene sind die Hauptursachen für die schlechte Gesundheit unserer Kinder.
Bisher haben wir allein für Krankenhausrechnungen rund 1.830.000 Schillings (440€) ausgegeben.
Viele dieser Kinder können nicht laufen, sie brauchen Rollstühle. Dann verstehen wir sofort, dass sie mit Sicherheit spezielle Toiletten brauchen, wenn sie zu unserer Schule gebracht werden. Wir tun jedoch unser Bestes, um diesen bedürftigen Kindern zu helfen. In diesem Jahr haben wir rund 1.450.000 Schilling (350€) für die erweiterte Hilfe für diese Kinder in Bezug auf Schulgebühren und Grundbedürfnisse ausgegeben. Leider haben die Eltern nicht genügend Ressourcen, um ihren Kindern mit Behinderungen zu helfen.
Das Personal
Wir haben das Lehrpersonal und das Nichtlehrpersonal.
Dieses Jahr haben wir einen neuen Schulleiter und fünf neue Lehrer. Der ehemalige Schulleiter wurde in eine andere Schule versetzt, und die fünf Lehrer wurden aus verschiedenen Gründen versetzt; einige für ihre schlechte Leistung und andere hatten die Altersgrenze erreicht, sie sind in Rente. In diesem Jahr zahlen wir fünf Privatlehrer und die Regierung zahlt sieben.
Die Gebäude
Wir sind stolz zu erwähnen, dass wir den Bau von zwei Hauptgebäuden abgeschlossen haben.
Das heißt, der Kindergarten funktioniert jetzt, und der Schlafsaal funktioniert auch. Jetzt müssen wir nur noch die Gebäude streichen.
Wir freuen uns auch zu erwähnen, dass unsere Kinder nicht mehr in den Klassenräumen schlafen müssen. Wir haben 32 Betten für 62 Kinder gekauft. Jedes Bett kostet 270.000 (65€). Die Gesamtkosten betragen 8.640.000 Shilling (2.075€).
Dieses Foto zeigt, dass einige Kinder noch auf dem Boden schlafen. Der Bau des Wohnheims zog viele Kinder aus der Ferne andie Schule. Die Zahl der Kinder in der Internatsabteilung wuchs und die Betten reichten nicht mehr für alle Kinder. Aber wir werden mehr Betten kaufen.Wir sahen die Notwendigkeit, für das Personal eine separate Toilette zu kostruieren. Wir haben eine neue gebaut. Es war eine gute Idee, eine separate Toilette für die Lehrer zu bauen, da den Lehrern etwas Privatsphäre fehlte.Der Bau der Latrine der Lehrer hat 11.400.000 Schilling (2.740€)gekostet.Zwei Gebäude müssen dringend auf den Dächern repariert werden. Eines der Gebäude hat ein sehr altes Dach, das bereits undicht ist. Das Holz ist auch faul. Das Lehrerhaus wurde von einem Ast eines Baumes getroffen. Das ganze Dach muss repariert werden. Das Foto konnte nicht geladen werden. Die Küche ist immer noch in einem sehr schlechten Zustand. Wir haben vor, ein neues zu bauen. Die neue Küche wird drei Räume haben, einen für das Kochen, einen anderen für den Laden, einen anderen für den Koch. Wir haben bereits fünftausend Ziegel bestellt, um die Küche zu bauen.
Die alte Dame auf dem Foto ist die Köchin. Ihre Tochter war die offizielle Köchin der letzten sieben Jahre. Sie starb sofort im Schlaf. Diese alte Dame lebte mit ihrer verstorbenen Tochter zusammen. Der Ehemann der Tochter verjagte sie aus seinem Haus. Sie kam zu uns und bat um Unterkunft in der Schule. Wir waren uns einig, dass sie für die Kinder kochen und sich um die Utensilien und Teller der Kinder kümmern würde. Sie kümmert sich jetzt um ihre Enkelin.
Die meisten unserer Leute in Uganda kochen mit Brennholz. Um Brennholz zu bekommen, muss man einen Baum fällen. Es ist wahr, dass so viele Bäume für Brennholz und Holzkohle gefällt wurden. Wir haben uns eine Alternative überlegt. Wir führen brennstoffsparende Öfen für Schulen und Familien ein. Nach dem Bau einer neuen Küche werden wir eine in der Ssama-Schule installieren.
Der Ofen sieht dann so aus wie auf dem Foto. Ein großer Brennstoffsparofen mit passendem Topf kostet 1.540.000 (370€).
Kirche
Der Ausbau des Kirchengebäudes war in diesem Jahr eine unserer Hauptaktivitäten. Bisher haben wir 9.300.000 (2.235€) ausgegeben.
Das Foto konnte nicht geladen werden.
Fütterung
Wir geben unser Bestes, um alle Kinder in der Schule zu ernähren. Diejenigen in der Boarding-Sektion haben drei Mahlzeiten am Tag. Die anderen bekommen nur Mittagessen. Wir beziehen die meisten Lebensmittel aus unserem Garten und kaufen zufällig welche. Es ist uns gelungen, Mais, Bananen, Maniok und Bohnen anzubauen und zu ernten. Wir haben Salz, Zucker, Kartoffeln und manchmal Milch für die Kinder gekauft. Allein die Fütterung in diesem Jahr hat uns rund 7.600.000 (1.825€) gekostet. Dies beinhaltet den Kauf zusätzlicher Lebensmittel, die Pflege der Gärten und die Bezahlung der Arbeiter.
Transport
Wir sind sehr dankbar für die Hilfe bei der Reparatur unseres Autos. Dieses Auto dient gleichzeitig als Lastwagen und als Krankenwagen des Dorfes. Die Reparatur dieses Autos erfolgte zum richtigen Zeitpunkt, als viele Kinder ins Krankenhaus gefahren werden mussten.
Wir sind sehr dankbar für die Hilfe, die uns gegeben wurde, um dieses Auto zu reparieren. Es ist jetzt in einem sehr guten Zustand.
Ein neuer Motor wurde eingebaut, die Bremsen repariert und auch die Verkabelung wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzt.
Das Auto ist jetzt fertig. Es wird Baumaterial zur Ssama-Schule transportieren. Die Gesamtkosten für die Reparatur betragen 11.640.000 Schilling (2.800€). Treibstoff und andere Transporte haben uns rund 1.830.000 (440€) gekostet.
Wir haben viel getan, wir tun viel, und wir werden dieses Dorf und die Schule hauptsächlich mit Ihrer Hilfe weiterentwickeln. Danke vielmals.
Fr. Edward Ssonko
von Bernhard Borgers
Die Vorbereitungen liefen gut an. Der Musikschullehrer Uli Ingenbold hatte mich für die Organisation eines Workshops gewonnen. Dieser Workshop sollte als Vorbereitung für einen Gottesdienst mit den Liedern von Pater Norbert M. Becker sein. Das ganze Wochenende stand unter dem Namen „Suche Frieden“ und galt als eine der Auftaktveranstaltungen zum Katholikentag 2018.
Mehrere Tage hatte ich damit verbracht, die Noten einzugeben und Stimmen herauszuschreiben. Schon jetzt bemerkte ich die Kraft, die aus den Lieder zu fließen schien und erkannte deren Ohrwurmcharakter. Nach den Presseterminen ging dann der Sturm auf unser Telefon los. Das selbst gesetzte Ziel, 100 Sängerinnen und Sängern für diesen Workshop zu begeistern, wurde bereits am dritten Tag nach Erscheinung der Presseberichte eingestellt.
Insgesamt 178 Anmeldungen aus 16 Chören der Umgebung und einige freie Sänger hatten sich gemeldet. Also schon mal ein erster Erfolg.
Der Tag des Workshops begann früh für uns und wir mussten erkennen, dass selbst eine generalstabsmäßige Planung einige Probleme bereiten kann. Doch durch das Mitwirken und die Hilfe der vielen Vereinsmitglieder der Pro Campesinos konnten wir alle Aufgaben in Ruhe meistern.
Die erste Begegnung mit Norbert.
Ein silberfarbener Kombi mit münsteraner Kennzeichen näherte sich. Norbert stieg aus und ging auf mich zu. Es kam mir vor, als ob ich einen langjährigen Freund begrüßen würde. Die freundliche Ausstrahlung und das unkomplizierte Auftreten erleichterte unsere gemeinsame Arbeit ungemein. Schnell war Norbert angekommen, brachte sich konstruktiv in die Organisation ein und übernahm den Workshop.
Die ersten Sänger kamen und füllten den Raum schneller als erwartet. Bei der offiziellen Begrüßung und der Erklärung der Gegebenheiten bemerkte ich eine freundliche Entspanntheit in der gefüllten Aula. Alle Sänger und Musiker waren gekommen, um einen schönen, besinnlichen und ereignisreichen Tag mit Pater Norbert und seiner Musik zu erleben. Nach dieser Einleitung übernahm Norbert das Mikro und mit Witz und Charm auch die Leitung des Tages.
Die Sänger schienen ihm aus der Hand zu fressen.
Bei den Einsingübungen ließen auch die Letzten alle Scheu und Scham vergessen und sangen und bewegten sich wie Norbert es vormachte. Mit Akzeptanz zur Mundart erklärte er, dass regional bedingt einige Wörter anders ausgesprochen werden: „In Ostwestfalen sagt man heilig, am Niederrhein heilich und in Bayern heili.“ Schon spielt er auf dem Piano das Heilig von Schubert an und singt dazu: „Heili, heili, heili. Heili ist der Herr ...“ Die Sänger schmunzelten. Norbert ergänzt: „Ausserhalb der Kirche sagen alle, wenn man was verloren hat, es ist weg. In der Kirche hört man immer wieder Weg anstatt weg. Das klingt dann so: Herr, Du nimmst hin-Weg die Sünden der Welt... Singt bitte nicht so, sondern so wie ihr sprecht.“
Auch in Sachen Betonung, Intonation und Rhythmik konnten wir von Norbert viel lernen. Im ersten Lied „Zu jeder Zeit“ erklärte er effektvoll, was staccato und was legato ist. Schnell war der erste vierstimmige Satz eingeübt, weitere Lieder und einige Kanons folgten. „Wenn man beim Kanon rauskommt, haltet es für euch, ihr kommt schon wieder rein. Stoßt nicht euren Nachbarn an und sagt: ich bin raus, hey ich bin raus.“
Der Chor lernte wissbegierig und war sehr diszipliniert. In der Kaffeepause teilten sich die Sänger bei Kaffee und Kuchen lautstark aus. Norbert suchte etwas abseits ein wenig Ruhe und tankte frische Luft. Noch fragten sich einige Sänger, wie man zwölf Lieder in fünf Stunden lernen kann. Die Antwort folgte nach der Pause und lautete Disziplin. „Wenn ich mal einen kleinen Fehler mache, braucht ihr mich nicht darauf aufmerksam zu machen. Macht einfach folgendes: Behaltet es für euch.“ Die kleinen Annekdoten lockerten immer wieder auf und bleiben bei allen Sängern unvergessen.
So erzählte Norbert von einem Jugendgottesdienst mit langen Lesungen und Predigten, sodass die Kinder unruhig wurden. Im Lied „Da berühren sich Himmel und Erde“ wiederholte er den Refrain mehrmals, spielte und sang dabei immer leiser. Endlich waren alle Kinder gespannt dabei und wurden auch immer leiser. Doch die Stille am Ende des Liedes sollte nicht lange dauern und so stieg der Pastor mit einem Stoßgebet ein und „zerstörte“ die angenehme Ruhe. Selbst unser Pastor Ralf Lamers, der soeben den Raum betrat, musste darüber schmunzeln. Doch Norbert fuhr fort: „...Oder wenn man in einer Kirche den Schlussakkord singt und der Hall klingt langsam aus, kann das so andächtig sein. Ich will hoffen, dass euer Pastor dann nicht auch reinruft.“ Pastor Lamers ging stolzen Schrittes nach vorne. Ein Lachen ging durch die Reihen. Jetzt erst bemerkte Norbert, dass der Pastor anwesend war und legte natürlich noch einmal gekonnt nach.
Suche Frieden.
Das Highlight des Tages war das Lied „Suche Frieden“. Alle Anwesenden waren wie im Rausch und sangen voller Erleuchtung und bewegten sich zwanglos im Rhythmus der Musik. Doch als zum Schluß die Konzentration des Chores etwas nach zu lassen schien, konterte Norbert aus seinen Erfahrungen mit Chören und zitierte, die nicht ganz ernst gemeinten 10 goldenen Chorregeln. Jeder fühlte sich ein wenig ertappt und so schaffte es Norbert wieder einmal, das Ruder rumzureißen, um das Pensum zu schaffen.
Gegen 19:30 Uhr war es geschafft.
Alle Kanons mehrfach durchgesungen, alle Lieder vierstimmig einstudiert und dennoch hat es Norbert erreicht, zusätzlich allen Sängern ein befriedigendes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Es war ein mehr als gelungener Workshop. Der erste Tenor eines Männergesangvereines stand zusammen und schwärmte vom Tag. Einen hörte ich sagen: „Alle Lieder sind von Pater Norbert geschrieben, das ist so, als würde Schubert mit uns das Ave Maria üben, oder wir mit Händel das Hallelujah singen.“
Einige Stunden später, waren Tische und Stühle verschwunden. Die Küche war gewischt und Blumen und Deko wurden wieder so platziert, dass nichts mehr an den Workshop erinnerte. Und doch lag da etwas in der Luft. Es war mehr als der Duft der Flammkuchen, die wir als Abendessen angeboten haben. Es war ein Gefühl von Erleichterung, Freude und Frieden.
Der Gottesdienst.
Auch der Sonntag begann für uns ungewohnt früh. Bereits um acht Uhr bauten wir die Instrumente der Band auf und führten einen ersten Soundcheck durch. Der Chor war sehr aufgeregt und voller froher Erwartung auf die Messe. Wird es gelingen? Können wir alle Lieder so abrufen, wie wir sie gestern gelernt haben? Nach einigen Einsingübungen und einer kurzen Stellprobe konnten wir die Lieder ansingen. Plötzlich tauchte aus dem Chor die Frage auf: „Wie klingt das?“ Ich konnte nur ein kurzes „hervorragend“ rausbringen und streckte beide Daumen in die Höhe. Schnell stellte sich heraus, dass es ein wunderbarer Gottesdienst werden würde. Langsam füllte sich die Kirche und Norbert ermunterte die frühen Gäste dazu, mit uns gemeinsam die Lieder zu singen.
Zehn Uhr.
Der Gottesdienst begann mit einem musikalischen Feuerwerk. „Zu jeder Zeit“. Der rund 170 Personen starke Chor erfüllte die Kirche mit strahlenden Harmonien aus der Feder von Pater Norbert M. Becker. Die Band, bestehend aus Pater Norbert am Piano, einem weiteren Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Querflöte sorgten für die richtige Begleitung. Von der ersten Bank aus konnte ich dem Chor zuhören und einige Einsätze geben. Die Lieder „Wie ein Baum“ und „Lamm Gottes“ schwebten durch die Reihen und steckten die Zuhören an mit zu singen. Andächtig erklang das Lied „Immer wenn wir Amen sagen“ und erinnerte die Zuhörer an das kleine aber so bedeutungsvolle Wort. Alle Lieder klangen so, als würde das Ensemble schon lange in dieser Formation auftreten, auch das gesungene Hochgebet funktionierte. Der daran angehängte Kanon „Amen“ baute sich wie ein Cluster in der Kirche auf und jeder weitere Ton schien sich empor zu strecken um die Kirche zu füllen. Die Zeit verging wie im Flug. Die 270 Zuhörer waren begeistert und spendeten dem Projektchor am Ende der Messe mehrere lang anhaltendende stehendende Ovationen. Immer wieder stimmte Norbert das Schlußlied „Suche Frieden“ an. Leise kullerten mir einige Tränen der Rührung und der Erleichterung über die Wangen. Bei den vielen Danksagungen und Gratulationen zu diesem tollen Event durfte ich feststellen, dass ich damit aber nicht der Einzige war. Unser Pastor zeigte Begeisterung und lobte uns alle, schließlich stünde der Chor bereits seit zwei Stunden und 15 Minuten im Chorraum und alle hätten sich freiwillig zu diesem ehrenamtlichen Projekt gemeldet. Der Chor und die Band waren überrascht vom Klang der Kirche und der abgelieferten Qualität.
Sichtlich erleichtert war auch Norbert.
Pater Norbert hat es geschafft innerhalb von weniger als 24 Stunden 440 Menschen, über die Musik, Mut zu geben und uns zu begeistern. Dem Chor hat er neue Grenzen des Machbaren aufgezeigt. Er hat mit Freude, Liebe, aber auch mit Akzeptanz und Bereitschaft vorgelebt, dass es sich lohnt etwas anzupacken, dass Kirche lebt und dass wir etwas bewegen können.
Viele Gäste lobten das Engagement und schwärmten noch tagelang von dieser „Sensation“. Ein als regelmäßiger Kirchgänger bekannter Dingdener bedankte sich besonders: „Noch nie habe ich so einen ergreifenden Gottesdienst gefeiert.“
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Das ist der Mais in unserem Lager. |
Und das sind unserer Kindergartenkinder. |
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